21.8.2018: Es geht los: 190 Millionen Euro für schnelles Internet

LN vom 21.8.2018

Wemacom übernimmt den Ausbau in Nordwestmecklenburg!

Von Michael Prochnow

Landrätin Kerstin Weiss bei der Vorstellung des Breitbandausbaus, Marc Walter (v. l., atene com), Verkehrsminister Christian Pegel, Caspar Baumgarten (Wemag), Wemacom-Geschäftsführer Martin Retzlaff, Torsten Speth (Wemacom) und Roland Finke (Landkreis). FOTO: M. PROCHNOW

Grevesmühlen. Großer Bahnhof gestern Nachmittag in Grevesmühlen zur Vertragsunterzeichnung in Sachen Breitbandausbau. Dass Mecklenburg-Vorpommerns Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) ganze 21 Minuten zu spät im Kreistagssaal in Grevesmühlen erschien, war irgendwie symptomatisch. Denn Deutschland hinkt im weltweiten Vergleich in Sachen Übertragungsraten deutlich hinterher. Und der Nordwestkreis macht da keine Ausnahme. Dass nun insgesamt 190 Millionen Euro in die Verlegung von Glasfaserkabeln investiert werden, und bis 2020 jeder Haushalt im Landkreis mindestens 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zur Verfügung haben soll, ist immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.

Doch die Sache hat auch einen Haken, beziehungsweise mehrere: Zwar sichert die Wemacon, ein Tochterunternehmen des Energieversorgers Wemag, das den Zuschlag für den Ausbau im Nordwestkreis erhalten hat, jedem Haushalt die Verlegung eines Glasfaseranschlusses bis ins Gebäude zu. Kostenlos ist der aber nur, wenn der betreffende Haushalt auch einen sogenannten Hausanschlussvertrag mit dazu gehörendem Internet- und Telefonanschluss mit Wemacom schließt. Und zwar möglichst sofort. Andernfalls werden Anschlussgebühren fällig, die zwischen 199 und und 1299 Euro liegen. Und noch darüber, je nachdem welchen Anbieter der Kunde nutzt.

Noch ein Problem: Wismar erhält keinen einzigen Cent aus dem Fördertopf. Denn die Kreisstadt gehört nicht zum Fördergebiet. Der Grund ist die Förderrichtlinie des Bundes, der den größten Teil der finanziellen Mittel zur Verfügung stellt. Und dort heißt es, dass der Ausbau nur dort gefördert werde, wo weniger als 30 Mbit/s zur Verfügung stehen. Oder private Anbieter bereits den Breitbandausbau in Angriff genommen haben oder nehmen werden. Das alles hat dazu geführt, dass Nordwestmecklenburg in insgesamt 14 Projektgebiete eingeteilt worden ist, die allesamt Glasfaserkabel erhalten. Nur eben Wismar nicht. Christian Pegel räumte gestern ein, dass dieser Umstand nicht mehr zeitgemäß sei, und er hoffe, dass der Bund diese Regelung künftig aufheben werde. „Denn in Zeiten von Glasfaser kann man diese 30 Mbit/s-Grenze nicht mehr als Grenze ansehen.“

Wann die Bauarbeiten wo beginnen werden, das wurde nach der Vertragsunterzeichnung mit den Bürgermeistern unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen. Eine Begründung, weshalb der genaue Ablauf hinter verschlossenen Türen besprochen werden müsse, gab es nicht.

Insgesamt sollen rund 2000 Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden, in den 81 Gemeinden sollen bis zu 30 000 Hausanschlüsse erstellt werden. Martin Retzlaff, Geschäftsführer der Wemacom Breitband betonte in diesem Zusammenhang, dass es in den nächsten Jahren zu erheblichen Tiefbauarbeiten im Kreisgebiet kommen werde. Er appellierte an die Bürgermeister, bei den Einwohner um Verständnis zu werben. „Es geht um den Ausbau des Internets, dass dabei auch die eine oder andere Straße gesperrt werden müsse, sei nicht zu verhindern.“ Auch Verkehrsminister Christian Pegel warb um Verständnis.

„Es gibt Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Wir haben gerade in diesem Sommer erlebt, dass wir uns entscheiden musste, ob wir eine der Hauptzufahrten für Touristen in unserem Land mit einer Baustellenampel versehen oder die Arbeiten am Breitbandausbau für drei Monate unterbrechen. Wir haben die Ampel gewählt, auch wenn das einige Probleme mit sich gebracht hat.“

Die Vorbereitung auf die gestrige Vertragsunterzeichnung hat insgesamt zwei Jahre in Anspruch genommen. Denn bereist 2016 stand die Fördermittelzusage fest. Doch die Ausschreibung und der Ablauf der Widerspruchfrist für die Auftragsvergabe am Sonntag zogen sich in die Länge.